»Nils sagte, ich solle einfach fliegen«
Die deutsch-schwedische Sängerin Ella Burkhardt gewinnt den diesjährigen IB.SH-JazzAward. Im Interview erzählt die 21-Jährige von ihren musikalischen Anfängen, ihrem Mentor Nils Landgren und ihrem Herzensfestival, der JazzBaltica.
Liebe Ella, wie bist du zur Musik gekommen?
Schon ganz früh. Ich komme aus einer Musikerfamilie und begann mit sechs Jahren Klavier zu spielen. Und ab dem Moment, in dem meine Mutter mir eine ABBA-CD vorspielte, wollte ich Sängerin werden. Mein großes Vorbild war natürlich Agnetha Fältskog! Mit 13 Jahren entdeckte ich die Musik aus den 60er Jahren für mich, etwa von Joni Mitchell oder auch Bob Dylan. Ich nahm Gesangsstunden und wurde Teil der Bigband des Ostsee-Gymnasiums Timmendorfer Strand. Ich bin in Schleswig-Holstein mitten auf dem Dorf groß geworden – für einen Teenager war das manchmal recht langweilig. Die Musik hat mir deshalb umso mehr bedeutet!
Nils Landgren kennst du schon dein ganzes Leben. Er ist ein enger Freund deiner Familie. Ist er jemand, der dich musikalisch inspiriert?
Tatsächlich ist er der Erste, an den ich denke, wenn ich mir eine erfolgreiche Person in der Musikszene vorstelle – allein schon seine Bühnenpräsenz ist fantastisch. Er macht Musik auf so persönliche Weise und unterstützt Nachwuchskünstler und Nachwuchskünstlerinnen.
Zuletzt habt ihr gemeinsam beim JazzBaltica Preview Konzert für den Freundeskreis im März auf der Bühne gestanden.
Ja genau, eine große Ehre für mich – ich war echt nervös! Direkt vor dem Konzert kam er zu mir und meinte auf Schwedisch: »Nimm dir Raum auf der Bühne und für das Publikum. Verschwinde nicht.« Und dann sagte er noch, ich solle einfach fliegen. Nils ist für mich Inspirationsquelle, ich bewundere ihn sehr. Aber ich habe auch das Gefühl, man muss Nils einfach mögen, weil er so eine offene, ehrliche Person ist.
Als Sängerin steht man besonders im Mittelpunkt. Fällt dir das leicht?
Natürlich braucht es ein gutes Standing. Und das ist manchmal gar nicht so leicht – vor allem, wenn man eine junge Frau in der männerdominierten Jazzwelt ist. Gleichsam wächst die Community großartiger Jazzerinnen und wir bestärken uns gegenseitig.
Wie gehst du denn mit Lampenfieber um?
Zunächst hilft es sehr, zu wissen, dass alle Musikerinnen und Musiker bei einem Auftritt nervös sind. Da muss man einfach durch. Ich bekomme immer direkt vor dem Konzert das Gefühl, ich könnte nicht mehr singen oder hätte den Text vergessen. Aber sobald ich auf der Bühne stehe und die ersten Töne singe, sind diese Zweifel verschwunden. Und das Gefühl nach dem Konzert ist unbezahlbar und gibt mir wiederum viel Motivation für die nächsten Auftritte.
Du kennst JazzBaltica von klein an. Dein Vater Ingolf Burkhardt spielt dort jedes Jahr mit der NDR Bigband. Erinnerst du dich an dein erstes eigenes Konzert bei diesem Festival?
Natürlich! Das war 2017 mit der OGT Bigband. Ich war super aufgeregt, weil ich das Gefühl hatte, dass alle viel besser waren als ich und natürlich älter. Ein halbes Jahr hatten wir geprobt und nun war es soweit. Aber letztendlich hatte ich sehr viel Spaß auf der Bühne und der Auftritt war ein unglaublich großer Schritt in die richtige Richtung.
Dieses Jahr bist du wieder bei JazzBaltica dabei UND bist obendrein die diesjährige IB.SH-JazzAward-Preisträgerin. Hast du schon eine Idee, wofür du das Preisgeld von 5.000 Euro verwenden möchtest?
Ja, erstmal ein Auto kaufen – Spaß (lacht). Nein, ich möchte das Geld auf jeden Fall nur für musikalische Zwecke ausgeben. Für ein paar richtig gute Studioaufnahmen – am liebsten mit verschiedenen Genres, denn das beschreibt mich am besten.
Zum Abschluss: Was hättest du gemacht, wenn du nicht Musikerin geworden wärst?
Ohje, da muss ich kurz nachdenken. Ich wollte mal Künstlerin werden, oder Schauspielerin. Das Künstlerische wäre auf jeden Fall gesetzt.
Das Interview führte Ann-Kristin Zoike.